Freitag, 13. Dezember 2013

Sensationeller Fund im Memminger Stadtarchiv - Slowenische Kirchenordnung aus dem 16. Jahrhundert

Gemeinsam wird der wertvolle Bücherfund der Öffentlichkeit vorgestellt (v.l.): Der „Entdecker“ des Buches, Dr. Ulrich-Dieter Oppitz, Stadtarchivar Christoph Engelhard, Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger, Bischof Geza Erniša, Fraktionsvorsitzender Werner Häring, Kulturminister Dr. Uroš Grilc und die Botschafterin der Republik Slowenien in Deutschland, Marta Kos Marko. Foto: Birk/Pressestelle Stadt Memmingen
Der Neu-Ulmer Fragmente-Experte Dr. Ulrich-Dieter Oppitz entdeckte in der wissenschaftlichen Stadtbibliothek in Memmingen eine Slowenische Kirchenordnung aus dem 16. Jahrhundert. Bislang war weltweit nur eine Ausgabe des Werkes bekannt, welche in Rom aufbewahrt wird. Zur Präsentation des wertvollen Fundes durch Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger kam eine Delegation mit dem slowenischen Kulturminister Dr. Uroš Grilc an der Spitze in das Memminger Rathaus.
Die „Slovenska Cerkovna Ordninga“ von Primož Trubar stand im Mittelpunkt der Veranstaltung. Der Fund dieser Slowenischen Kirchenordnung stellt eine Sensation dar. Von den im Jahre 1564 im württembergischen Urach rund 300 gedruckten Exemplaren war bislang nur ein noch existierendes Exemplar bekannt. Dieses befindet sich in der Vatikanischen Apostolischen Bibliothek in Rom.
„Die schönsten Termine kommen unverhofft“, so begrüßte Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger die Ehrengäste um den „Entdecker“ der wissenschaftlichen Sensation, Dr. Ulrich-Dieter Oppitz. „Dies ist ein bemerkenswerter, einzigartiger Fund in der Geschichte unserer Stadt.“ Neben Dr. Uroš Grilc, dem slowenischen Minister für Kultur und Geza Erniša, dem Bischof der evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnissens in Slowenien hieß Dr. Holzinger die Botschafterin der Republik Slowenien in Deutschland, Marta Kos Marko, die Generalsekretärin Lilijana Kodrič, Professor Doktor Kozma Ahačič, den Leiter des Instituts für Slowenische Sprache, und Marjan Kumer, den Leiter des Bayerischen-Slowenischen Kreises aus München im Memminger Rathaussaal willkommen.
„Durch Zufall“, so erzählte Dr. Oppitz sei er auf diesen Schatz im Memminger Stadtarchiv gestoßen. Vor etwa 30 Jahren war er auf der Suche nach einer mittelalterlichen Rechtsschrift, „die ich leider nicht fand. Dafür aber viele Buchbände, die ich nun, da ich mehr Zeit habe, nochmal durchgesehen habe“. Der Einband des Buches, der nicht deutsch ist, habe sein Interesse geweckt und er ging auf die Suche. Dabei stellte sich heraus, dass von diesem Buch nur noch das in der vatikanischen Bibliothek befindliche Exemplar bekannt ist. Der Vergleich beider Werke habe sogar gezeigt, dass das Memminger Exemplar in einem besseren Zustand ist, als die „vatikanische Ausgabe.“
„Wie wichtig dieser Fund für uns ist sehen Sie daran, wie groß unsere heutige Delegation ist“, sagte Kulturminister Dr. Grilc. „Ich bin sehr dankbar, dass dieses sehr gut erhaltene Exemplar hier in Memmingen gefunden wurde. Es ist von sehr großem Wert für Slowenien.“
„Für eine so kleine Kirche wie die unsere ist dieses Buch von unschätzbarem Wert“, erklärte Bischof Erniša und übergab Dr. Holzinger eine slowenische Ein-Euro-Münze, deren Rückseite das Portrait Trubars ziert. Die rund 20 000 protestantischen Slowenen, meist Angehörige der evangelischen Kirche des Augsburger Bekenntnisses, machen nur etwa ein Prozent der slowenischen Bevölkerung aus.
Den Stellenwert, den dieses Buch in Slowenien genießt, wurde Ende Oktober beim slowenischen Tag des Buches deutlich. Bei der Präsentation der ersten Auszüge durch Dr. Oppitz waren über 100 Gäste sowie TV- und Radiosender und diverse slowenische Zeitungen anwesend.
Die Entdeckung des Buches hat auch bei der hiesigen Geistlichkeit das Interesse geweckt. Neben Ehrenbürger Weihbischof em. Max Ziegelbauer nahmen auch der katholische Dekan Ludwig Waldmüller und die evangelische Dekane Kurt Kräß, Memmingen, sowie Jörg Dittmar vom Evangelisch-Lutherischen Dekanatsbezirk Kempten/Allgäu an der Präsentation teil. 
Die jetzt wiedergefundene Kirchenordnung wurde vom slowenischen Exulanten und protestantischen Prediger Primož Trubar verfasst. Trubar war von 1553 bis 1561 Pfarrer in Kempten. Im Kempter Dekanatsbezirk wird bis heute das Trubar-Vermächtnis gepflegt.
Das Buch wird nun digitalisiert. Im Frühjahr nächsten Jahres ist in Memmingen eine wissenschaftliche Veranstaltung geplant, bei der das Werk vorgestellt wird. Im Anschluss an die Präsentation trugen sich die Gäste in das Goldene Buch der Stadt ein. (Quelle: Pressestelle Stadt Memmingen)

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